Zugegeben, ich hab das Bloggen für einige Jahre unterbrochen. Der Grund war einfach: Zu viel zu tun.
Und dann hatte ich ein anderes Projekt in Angriff genommen. Von diesem möchte ich hier ein wenig berichten als Reihe von Artikeln unter dem Titel „Ready for Depature“.
In den 1980er Jahren gab es Freundschaftsbücher, in sich meine damaligen Freunde und auch ich eingetragen haben, mit Angaben wie den Hobbies, den Lieblingsbüchern, Lieblingsfernsehsendungen, ausgeübten Sportarten und auch dem Traumberuf.
Meine Einträge in letzter Kategorie waren bis zu meinem 16. Geburtstag relativ langweilig:
Ich wollte Pilot werden.
Klar, davon träumen fast alle Jungs, die nicht Feuerwehrmann, Polizist oder Superheld werden wollen.
Später stand dann da Ingenieur. Schuld daran war ein Pilot der Lufthansa, der mir erklärt hatte, dass ich mit den Glasbausteinen vor den Augen nie ein Flugzeug führen werde. Vielleicht würde es für Luftsportgeräte reichen. Die hatte ich mir zwar kurz mal angesehen, aber das waren irgendwie … Luftsportgeräte.
Im Sommer 2017 war ich – im Zuge der AirBerlin-Pleite – in Kopenhagen gestrandet. Dort kam ich mit einem Piloten der AirBerlin ins Gespräch, der mir genau auseinandersetzte, welchen Unfug sein Lufthansa-Kollege mir vor vielen Jahren erzählt hatte. Ein sehr interessantes Gespräch, das Auswirkungen haben sollte.
Dann las ich die Publikationen der EASA, welche Voraussetzungen man für das Medical erfüllen musste. Jahrzehnte lang hatte ich mir die Mühe nicht gemacht. Doch es bewahrheitete sich, der AirBerlin-Pilot hatte recht. Also suchte ich mir eine Flugschule, vereinbarte eine Schnupperstunde, und saß einige Zeit später auf dem Pilotensitz einer Cessna 172 auf der Piste 27 des Flughafens, den ich ab diesem Moment EDDR und nicht mehr SCN nennen würde. Das war kein Luftsportgerät. Das war ein Flugzeug. Nur ein kleines, aber ein Flugzeug.
Neben mir saß ein erfahrener Fluglehrer und Airline-Pilot, wir bekamen die Startfreigabe, beschleunigten, und nach ein paar hundert Meter hob das Flugzeug die Nase und flog.
Nicht wie das Ding im Microsoft-Flightsimulator – dem ersten Spiel auf unserem ersten Rechner in den späten 1980er Jahren. Es flog echt, total real, mit wummerndem Motor, rauschender Luft und einer grandiosen Sicht. Stabil hing die Cessna in der Luft, es fühlte sich sicher und beherrschbar an. Und es war überwältigend.
Für mich war nach dem Flug klar, dass ich das lernen wollte. Und das tat ich dann.
Medical machen lassen, Sicherheitsüberprüfung, Sprachtest, Funken lernen, einige dicke Aktenordner an Theorie begreifen und verstehen. Auswendiglernen bringt nix, das ganze Zeug braucht man. Eintauchen in eine Welt, die ganz anders ist als die IT und die Fotografie. Eigene Sprache, eigenes Vokabular. Bäume sind Dreien, Zwei ist Zwo und Whiskey ein Buchstabe in meinem Nachnamen. Die Cessna heißt Delta-Echo-Echo-November-Kilo, und man darf sie liebevoll mit November-Kilo abkürzen. Diverse Stunden zu zweit und alleine im Cockpit, 200 Starts und Landungen sowie theoretische und praktische Prüfungen. Irgendwann Anfang dieses Jahres dann die letzte Prüfung.
Und nach dieser kam dann erst der mit Abstand überflüssigste Antrag, den ich je geschrieben habe, und dann landete ein unscheinbarer Schein in meinen Geldbeutel. Format wie der alte Führerschein, doch mit deutlich mehr Inhalt.
Ich bin Pilot.
(Ja, Privatpilot. CPL oder ATPL kommen vielleicht noch.)
PS: Da wird noch mehr kommen. Ich werde in den nächsten Monaten einige Highlights aus der Ausbildung hier beschreiben. Wenn es Themenwünsche gibt, nur her damit. Doch nicht vergessen: ich bin kein Airline-Pilot wie Captain Joe oder Mentour Pilot… ich flieg‘ nur privat.