Da mittlerweile zwei Herren um Literaturempfehlungen bitten, setze ich die Reihe fort. Heute aber eine andere „Baustelle“: Betriebswirtschaftslehre, um genau zu sein Strategisches Management
Henry Mintzberg, Bruce Ahlstrand, Joseph Lampel: Strategy Safari – Eine Reise durch die Wildniss des strategischen Management.
An dem Begriff Management beißen sich die Betriebswirte schon seit Jahrzehnten die Zähne aus, allumfassend wurde er noch nicht definiert. Wenn man dann auch noch das Adjektiv „strategisch“ davor setzt, wird es noch unschärfer. Einig sind sich nur alle, dass das strategische Management wichtig ist – egal für wen.
Und dann wird es farbenfroh: Einige fühlen sich genötigt, militärische Strategielehre auf die Betriebswirtschaftslehre oder Teilbereiche zu übertragen. Andere hingegen setzen kongnitionspsychologische Aspekte in den Mittelpunkt, und wieder andere sehen Management eh als reaktive Tätigkeit und sprechen dem strategischen Management die Existenzberechtigung ab.
Mintzberg und seine Coautoren versuchen nun, in diesen Dschungel aus Ansätzen ein wenig Licht zu bringen. Sie klassifizieren die Ansätze und finde 10 Denkschulen, in denen sie die Ansätze zusammenfassen. Und mit diesen 10 Ansätzen, ihren Schwächen, ihren Stärken, ihren Verfechtern und ihren Kritikern setzen sie sich in ihrem Buch auseinander.
Das klingt nach wirtschaftswissenschaftlicher Literatur, man erwartet einen Lesewiderstand von mehreren Mega-Ohm. Doch weit gefehlt: Mintzberg, Ahlstrand und Lampel langweilen ihre Leser keineswegs mit exakten doch unangenehm zu lesenden Formulierungen. Sie vermeiden mehrseitige Begriffsdiskussionen, in denen einzelne Merkmale eines Betrachtungsgegenstand stupide aufgezählt und sequentiell dargelegt werden. Sie verwenden vielmehr einen journalistisch-erzählenden Stil, der Lust auf mehr weckt.
Sie schaffen es, für das doch eigentlich total trockene Thema Begeisterung zu wecken, und sie sparen auch nicht mit unangenehmer Kritik. So kommt die bekannte Portfolio-Analyse der Boston Consulting Group ebenso den Spiegel vorgehalten wie die McGill-Gruppe für Ihre Arbeiten im Bereich der Umweltanalyse.
(Letzteres hat nichts mit Öko zu tun! Es geht um die Umwelt eines Unternehmens und wie es auf diese ragieren sollte.)
Insgesamt ist die Stratgy Safari ein herrliches Übersichtswerk, das zugleich einen wichtigen Beitrag zur BWL leistet: Die Klassifikation in 10 eindeutige Denkschulen ist bedeutend, sie hilft eine Systematik in den Dschungel des strategischen Managements zu bringen. Daher eine doppelte Empfehlung für dieses Buch. RTFB!