Wie löscht man eine Festplatte, die defekt ist und auf die nicht mehr zugegriffen werden kann? Eine Platte mit sehr sensiblen Daten gab den Geist auf, und der Eigentümer wollte sicherstellen, dass niemand mehr – auch mit Datenrettungsmethoden – an die Inhalte rankommt.
Auf Anhieb gibt’s dabei ein Problem: shred und dd versagen gnadenlos, da mit Software nicht mehr auf die Platte zu komen war. Die lief nicht mal mehr an.
Also bleiben drei (auch nach militärischen Normen korrekte Varianten): Schreddern, Degaussen und Erhitzen.
Die erste Variante leuchte ein: Physische Gewalt zum zerlegen der Platte in kleine Stücke und dann kontrolliertes Einschmelzen der Metallteile. Perfektes Recycling. Leider kann man es nicht mal eben im Büro machen, außer mit starken Brennern und schweren Tiegeln zum Kochen. Außerdem möchte ich nicht wissen, welche Gase dabei entstehen können.
Alternative 2, das Entmagnetisieren, ist da schon einfacher. Am bequemsten dürfte es mit einem fertigen Gerät für diesen Zweck gehen, beispielsweise der Degausser DG.02 von Ibas . Das Gerät liefert etwa 1,15 Tesla, was sehr viel mehr ist, als der Schreibstrom beim Beschreiben der Platte. Allerdings sind die Geräte nicht so weit verbreitet,als dass in jeder Firma irgendwo einer rumsteht.
Magnet-Resonanz-Tomographen, oder auch Kernspintomatographen, stehen schon häufiger bei irgendwelchen Radiologen herum. Die Geräte schaffen auch 3 Tesla , das sollte also locker ausreichen. Daher aber auch die Empfehlung: Nicht an der Notebooktasche festkrallen, wenn man nach einem Unfall eben mal in die Röhre muss. Die Daten wären weg. Und um Eckart von Hirschhausen zu zitieren:
„Also sprechen Sie vor der Untersuchung mit der Assistentin über Ihren Herzschrittmacher, und auch über Ihr Intimpiercing!“
Der Herzschrittmacher würde warm werden, die Elektronik würde gestört und an den Leitungen würden Spannungen entstehen – ziemlich tötlich. Was am Piercing entsteht, möge man sich bitte selbst vorstellen.
Alternative 3 ist übrigens auch interessant: Wenn man die Platte genug erhitzt, verlieren die ferromagnetischen Stoffe irgendwann ihre magnetischen Eigenschaften und richten sich chaotisch aus. Man spricht dabei von der Curie-Temperatur . Angenehmer – oder unangenehmer – Nebeneffekt: Für Festplatten liegt diese Temperatur etwa bei 700°C, sämtliche Kunststoffteile sind dann bestimmt auch weg.
Wir haben das Problem übrigens mit Schraubendrehern (zum Demontieren), einem Excenterschleifer (zum Zerkratzen der magnetischen Beschichtung auf den Platten) und einer Lötlampe (zum Glühen der Magnetscheiben nach dem Zerkratzen) gelöst. Der Plattenbesitzer hat alle Teile mitgenommen und möchte Sie nun irgendwie entsorgen.