Definitionen zu Cloud Computing gibt es wie Sand am Meer, und mindestens ebenso viele Begründungen, warum man schon ewig Cloud Computing macht und warum das jetzt nichts neues sei. Auch gibt es viele Ankündigungen, dass sich der Markt verdoppeln würde – je nach Quelle bis spätestens 2012. Andere wiederum mögen es nicht.
Aus Betreiber-Perspektive mag Cloud Computing auch nur Alter Wein in neuen Schläuchen sein. Häufig fallende Stichworte sind standardisierte Produkte, Virtualisierung, Abrechnung nach irgendwelchen Verbräuchen. Das klingt nach dem guten alten VServer bei Strato & Co.: Standardisiertes Produkt (Virtueller Server mit Linux vom Typ xyz), Virtualisiert, sodass der Benutzer nicht weiss, wo er gerade mit der Kiste unterwegs ist. Die Abrechnung erfolgt nach Zeit, die die Virtuelle Kiste vermietet wurde, und nicht nach Verbrauch. Die ersten Merkmale von Cloud Computing ähneln also denen des alten Hostings:
Cloud Computing Merkmal 1: Standardisiertes Produkt. Nimm es oder vergiss es. Es gibt nur den Standard. Den kannst Du bekommen und Deinen Bedürfnissen anpassen. Wenn der Standard dafür nicht taugt, bist Du als Kunde uninteressant.
Cloud Computing Merkmal 2: Virtualisierung. Um das Standardisierte Produkt herzustellen, wird Hardware genutzt, was der Endbenutzer nicht sieht. Dazwischen ist eine Virtualisierungsschicht. Es kann dem Benutzer egal sein, der Betreiber sichert ihm zu, dass sein Produkt funktioniert. Es muss dem Benutzer sogar egal sein, wenn er die besonderen Freiheiten des Cloud Computing nutzen möchte.
Aber Cloud Computing ist da schon etwas feiner, granularer sozusagen. Während der alte VServer für 24 Monate wie ein Handyvertrag lief, kann man den Virtuellen Cloud Server für kürzere Fristen buchen. Genau genommen wird nicht mal nach Zeit abgerechnet, sondern nach verbrauchter Rechenleistung, verbrauchtem Speicherplatz und verbrauchter Bandbreite für Datenübertragungen. Womit wir beim dritten Merkmal für Cloud Computing wären:
Cloud Computing Merkmal 3: Abrechnung nach Verbrauch von Rechenleistung, Speicherplatz und Bandbreite. Auf den ersten Blick fair, auf den zweiten Blick nicht transparent: Wie werden diese Werte ermittelt? Kann der Benutzer sicher sein, wirklich nur seinen Verbrauch zu zahlen? Oder bezahlt er vielleicht irgendwelche Phantasiewerte? Gibt es hier keine Flatrates? (Hierzu gibt’s auf jeden Fall noch einen Beitrag)
Auffällig ist bei den Angeboten von Amazon und anderen Cloud Anbietern, eine extreme Abweichung von bisherigen Verträgen im IT-Umfeld: Keine Laufzeiten. Keine Festlegung auf bestimmte Rahmenbeschränkungen. Dies wird häufig unter dem Begriff „Elastizität“ zusammengefasst. Man kann sich den Service so zurechtbiegen, wie man ihn gerade braucht. Eben noch ein Mini-Server, jetzt ein ausgewachsener Riese, gleich wieder ein Mini. Für Handyverträge währe das revolutionär: Mindestvertragslaufzeit null, jederzeit Wechsel zwischen verschiedenen Optionen (heute mal mit UMTS und viel Datenübertragung, dafür morgen nur Telefonie ohne SMS…). Wäre das ein Geschäftsmodell?
Cloud Computing Merkmal 4: Flexibilität/Elastizität. Weder die Vertragslaufzeit noch die genaue Ausgestaltung der Leistungsbeschreibung ist lange festgeschrieben. Eine komplette Kehrtwende gegenüber bisherigen Hostinganbietern.
Doch weichen die aktuellen Leistungsbeschreibungen von Cloud Computing Diensten noch in anderen Bereichen von den gängigen Hosting-Verträgen ab. „Bloss keine Angriffsfläche bieten“, scheint das Motto einiger Anbieter zu sein. Ein Beispiel ist bei Ralf zu finden, der die Verfügbarkeitsangabe von Amazon zerpflückt.
Danksagungen / Quellenangaben:
- Ralf Zenses hat mit seiner Systematisierung der Eigenschaften/Merkmalen von Cloud Computing die Grundlagen für meine gelegt. Seine Definition erscheint mir aktuell eine der wenigen technologie-unabhängigen zu sein, welche die Ideen hinter Cloud Computing beschreibt, wie es aktuell beispielsweise von Amazon S3 vermarktet wird. Seine beiden Merkmale „Self Provisioning“ und „Stable and durable offerings“ habe ich nicht übernommen, da sie meiner Ansicht nach zwar für öffentliche Clouds gelten mögen, nicht aber zwingend für private Clouds.
- Constantin Gonzales, dessen mehr technischer Blick auf Cloud Computing die wenigen technischen Besonderheiten hervorkehrt.
- Die Autoren der Englischsprachigen Wikipedia – so viele Aspekte in so unzusammenhängendem Text bringt nur verteiltes Arbeiten unabhängiger Autoren hin.
- Ein „besonderer Dank“ gebührt all den Autoren von Online-Lexika oder Zeitschriften, die die Definitionen der Dell-Werbung abschreiben. So bringt ihr das Thema weiter!