Na Halleluja, ein weiteres Beispiel für Regelungswut, wo sie nun wirklich nicht hingehört: Der Bundesverband der Versicherer fordert ein generelles elektronisches Tempolimit für Segways von 6 km/h auf Fußgängerwegen und 9 km/h auf sonstigen Wegen (VDI-Nachrichten vom 25. Juli 2008, S. 9).
Gut, ob der Segway nun ein Freizeitsportgerät oder ein zulassungspflichtiges Fahrzeug ist, das ist noch nicht geklärt. Hier in Saarbrücken benutzt es die Polizei jedenfalls seit mehreren Jahren, um in der Fußgängerzone und bei Massenveranstaltungen nach dem Rechten zu sehen. Immer wieder lustig, wenn Polizisten auf ihren fahrenden Aussichtsplattformen sich zwischen den Menschen durchschlängeln. Unfälle hat es meines Wissens noch keine gegeben.
Trotzdem: Der Bundesverband der Versicherer hat Unfälle im Labor durchgespielt: Segway mit 15 km/h gegen einen Fußgänger, und gegen einen Kleinwagen. In beiden Fällen kam es zu Verletzungen, der Fußgänger wäre mit dem Hinterkopf aufgeschlagen, was tötlich ausgehen kann.
Daher jetzt die Forderung, für die 1000 Segways (so die aktuelle Verkaufszahl in Deutschland) eine elektronische Drossel einzuführen bei 9 km/h, bzw. 6 km/h in Fußgängerbereichen (soll das per GPS überwacht werden?) Außerdem sollen Beleuchtung, Klingel und autarke Bremsen vorgeschrieben werden. Außerdem eine obligatorische Haftpflichversicherung. All dies haben die Polizisten auf dem Bild übrigens nicht. Sie bremsen mit dem Antriebsmotor, am Segway sind Reflektoren und die Haftpflichtversicherung ist das Saarland.
Selbst wenn der Markt für Segways um mehrere 100% wächst, so wird das Segway eine Randerscheinung bleiben. Weltweit sind gerade einmal 35.000 Stück unterwegs. Dennoch liefert der Versuch einige wichtige Erkenntnisse, und daher leite ich folgende Forderungen daraus ab:
- Elektronisches Tempolimit für großgewachsene Bodybuilder und sonstige schwere Personen. Der Segway selbst wiegt relativ wenig. Es ist aber ebenso gefährlich, mit einem schweren Jogger, beispielsweise einem Bodybuilder, zu kollidieren. Der Impulserhaltungssatz gilt auch für schnelle Personen, die keinen Segway haben. Daher kann ein Fußgänger auch durch einen Jogger bei einer Kollision umgeworfen werden und mit dem Hinterkopf zuerst aufschlagen. Tödliche Verletzungen wären vorprogrammiert. Daher sollte zukünftig eine elektronisch kontrollierte Höchstgeschwindigkeit für Jogger in Abhängigkeit von ihrem Körpergewicht eingeführt werden.
- Bremsen für den laufenden Menschen. Der Mensch verwendet das gleiche System zum Bremsen und Beschleunigen, wie es auch der Segway tut. Daher sollte das Rennen und Laufen ohne ein zweites Bremssystem verboten sein, um die Unfallgefahr zu vermindern.
- Verpflichtende Klingel für alle Verkehrsteilnehmer, die kein Signalhorn haben und schneller als 6 km/h werden können. Also insbesondere Hunde, Katzen, Leoparden und alle anderen Tiere, die so in der Innenstadt gesichtet werden.
- Strinlampen bei Dunkelheit. Seit jeher ein Unding. Wenn die Straßenbeleuchtung zu schwach ist, soll auch der Mensch gesehen werden. Reflektoren an der Kleidung sind ja schön und gut, aber besser sind aktive Beleuchtungselemente. Daher sollte endlich für alle Verkehrsteilnehmer die Beleuchtung Pflicht werden. Stirnlampen haben sich im Bergbau bewährt. Außerdem könnte man so die Arbeitsplätze in der Stirnlampenindustrie auf Jahrhunderte sichern.
Aber mal ohne Ironie: Es tut schon weh, wie lange die Deutsche Bürokratie braucht, um ein neues Fahrzeug wie das Segway einzuordnen. Und anstatt auf den Verstand der Menschen zu setzen, die 7000 Euro für einen „Personal Transporter“ ausgeben, wird eine Reglementierungsflut ausgelöst, die es in sich hat. Ich würde es mir wünschen, wenn man mal ohne Reglementierungsflut eine einfache „Parallelregelung“ durchziehen würde: Das Segway fährt etwa 15km/h, es kann bremsen, es transportiert eine Person. Meine Oma hat auch solch ein Elektrogefährt. Warum kann man das Segway nicht einfach ebenso einsortieren, wie diese Seniorenmobile?
Was aber für beide, Segways und Seniorenmobile, sinnvoll wäre: Ein Sicherheitstraining, in dem den Fahrern die Gefahren für sich und für andere aufgezeigt würden. Dann noch Übungen im Umgang mit dem Gefährt, und die Lage wäre wohl sicherer.